Gescheit scheitern: neuer Trend – oder Hype um ein altes Thema?
Keiner will es, jeder tut es irgendwann, die meisten schämen und verstecken sich… Der Kollege Felix Maria Arnet, Coach, Trainer und Speaker in Wiesbaden, hat nun ein kleines (aber gehaltvolles) Büchlein – und darin auch über seine eigene Geschichte – geschrieben: über das Scheitern. Genauer, über das gescheite Scheitern.
Auf den ersten Blick nur offenbaren die 96, im Brusttaschen-Format von 17 x 11,5 cm broschierten Seiten nichts Neues: Schon im jahr 2006 brachte die ehemalige BRIGITTE-Kolumnistin Ursula Ott mit „Schöner scheitern“ (dtv premium) eine vergnügliche Sammlung von Alltagsgeschichten über die Tücken und Macken des modernen Lebens heraus. Unvergessen auch „Die Kunst des stilvollen Verarmens“ (rowohlt Berlin) – ein gebundenes Hardcover, natürlich mit Stoffbändchen, in dem Alexander Graf Schönburg die Welt des Nicht-Adels schon 2005 auf das Unterhaltsamste wissen ließ, „Wie man ohne Geld reich wird.“
Vielleicht sind es ja die folgenden beiden Aspekte, die den kompakten Reader von Felix Maria Arnet nicht nur von den zwei hier genannten „Ratgebern“ vor allem anderen unterscheidet:
- „Gescheit scheitern“ ist flott leicht verdaulich geschrieben und vermittelt doch kompaktes Wissen darüber, was in und mit jemandem passiert, der plötzlich in eine veritable Lebenskrise gerät – und wie man ihr mutig und planvoll begegnet.
- „Gescheit scheitern“ ist nicht mit der Expertise des professionellen Coachs, sondern verfasst vor allem aus der Selbsterfahrung einer krachenden Insolvenz, mit der Arnets lange erfolgreiche Werbeagentur „Ahoi“ sprichwörtlich mit Volldampf zuerst in die Nebelwand und dann auf die Klippen fuhr.
Arnets „3o-Minuten“-Lektüre – verlegt in der gleichnamigen Reihe bei Gabal – ist (so wie auch mancher gedruckte Vorläufer und Mitläufer) auch deshalb wertvoll, weil der Autor kenntnisreich dazu beträgt, jene traditionell amerikanische ‚Kulturtechnik‘ des Hinfallens und wieder Aufstehens im Geschäfts- und Privatleben noch breiter in Deutschland zu vermitteln: Das Thema ist zwar schon länger (medial) angekommen, doch ist es hierzulande mit der Fehlerkultur in der Praxis noch nicht so weit her… Dabei ist scheitern, meint der Autor, doch der Normalfall!
Unverzichtbar ist Felix Maria Arnets Gebrauchsanweisung gescheit zu scheitern aber deshalb, weil es ihm und seinem Verlag gelingt, das Thema wirklich populär – aber nicht oberflächlich – an den Mann und die Frau zu bringen, die für die bescheidene Investition von 8,90 Euro einen keineswegs ‚billigen‘ Gegenwert, sondern ein Stück handfeste Nothilfe im Krisenfall an die Hand bekommt. Und in manchen Passagen ein paar inspirierende Impulse, den Kurs zu verändern, bevor es zum Schiffbruch kommt: Vielen kann das kleine Buch einen Nutzen stiften.
Persönlich kann ich Ihnen versichern, dass Felix Maria Arnet lebt, was er schreibt – und schreibt, was er lebt: Ich bin seit vielen Jahren mit ihm als Kollege und Mensch verbunden.
Was ich selbst als Coach zum Thema „Scheitern“ denke, können Sie hier in einem Beitrag nachlesen, der 2015 im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen ist: > „Mit Milde und Tapferkeit“.
In diesem Sinne, scheitern Sie möglichst nicht – doch wenn, dann gescheit!
Ihr
Günter A. Menne
Günter A. Menne M.A. | Zertifizierter Senior Coach im Deutschen Bundesverband Coaching e.V.