Mal eine Frage: kennen Sie eigentlich Ihren Daseinszweck?

Dieser Tage brachte DIE ZEIT (in der Ausgabe vom 20. September, Rubrik „Chancen“) ein spannendes > Interview mit Brad White, dem Europa-Chef der Unternehmensberatung Brighthouse: „Wie finden Firmen ihren Purpose?“ – in der Leistung von Hilfe zur Selbsthilfe zur Beantwortung eben dieser Frage lässt sich die USP (die Unique Selling Proposition, also das Alleinstellungsmerkmal) von Brighthouse wohl am besten umschreiben.

Was heißt das, wie funktioniert das? Die Tochter der Unternehmensberatung der Boston Consulting Group fokussiert sich und ihre Kunden nicht auf Zahlen und Ziele, sondern auf ihren Zweck. Genauer gesagt, auf ihren Daseinszweck. White illustriert seinen Ansatz an folgendem Beispiel: „Die amerikanische Drogeriekette CVS hat früher zwei Milliarden Umsatz mit Tabakprodukten gemacht. Dann hat sie Tabak aus ihren Regalen verbannt, weil es der eigene Purpose verlangt, Menschen dabei zu helfen, gesünder zu leben.

Auf der Suche nach dem „Purpose
Auf der Suche nach dem „Purpose“ begleitet Brighthouse seine Auftraggeber auf einer Expedition in die eigene Geschichte, wo – wie ein Goldschatz – die Gründungsidee (nach Jahren oder Jahrzehnten oftmals verschüttet) zu finden ist: die Überzeugung vom Wert und Nutzen des Produkts oder der Dienstleistung für die Kunden der Firma.

Der Effekt ist für das Unternehmen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Konsumenten und – im besten aller Fälle – für die Welt ist ein multipler und nicht bloß (wie Interviewer Manuel J. Hartung provozierend insinuiert) „ein kapitalistischer Trick“, einfach noch mehr schnöden Umsatz zu generieren: Überzeugung, Verbundenheit, Zufriedenheit. Mit anderen Worten, die Stiftung oder genauer: die Vergewisserung von Sinn des eigenen Tuns. Und dessen plausible Vermittlung im Markt.

Zu den Quellen:
in Sinn-Fragen fündig werden – zum Beispiel bei Seneca.

Was macht im (Berufs)-Leben wirklich Sinn?
Denselben Effekt – bezogen auf den einzelnen Menschen und sein (berufliches) Wirken in seiner Welt – erzielt die Arbeitsrichtung, die jeder gute Business-Coach verfolgt: Er unterstützt seine Klienten bei ihrer Suche nach dem, was für diese im tätigen Leben Sinn macht bzw. Sinn machen könnte.

Denn Anlass eines Coachings ist ja häufig ein Leidensdruck, ein Bedürfnis nach Veränderung oder oftmals nur die Ahnung, ein Gefühl, das Vernehmen jener inneren Stimme, die – um es mit Rainer Maria Rilke zu sagen – zuerst leise und dann immer lauter zu mir spricht: „Du musst dein Leben ändern.“

Und nicht allein in einem im Einzel-Coaching wird es für einen Kunden zielführend sein, sich in dieser Situation auf die Suche nach jenem „Daseinszweck“ aufzumachen, in dem sich – in einer optimalen Schnittmenge vereinigt – Kompetenz, Motivation und Nutzen erfüllen, sondern auch in einem Team-Coaching, in dem sich dessen Mitglieder wieder die Frage stellen: „Wofür waren wir eigentlich mal angetreten?“

Vom Bullshit-Job in den Burnout …
Dabei zeigt sich bei näherer Betrachtung zugleich ein Problem und eine Chance: In einer Gesellschaft, in der im Zuge der vorerst letzten Revolution – oder richtiger: Evolution, nämlich der digitalen – immer mehr „Bullshit-Jobs“ entstanden sind, entlarvt einerseits die Frage nach dem „Purpose“ einer Unternehmung bisweilen deren Leere, bezogen auf die Schaffung von Wert(en) und die Stiftung von Sinn. Andererseits weist diese Frage mit ziemlicher Sicherheit den Weg aus jener arbeitsgesellschaftlichen Krise, als deren Index-Symptom sich inzwischen das Phänomen (legt man aktuelle Statistiken der Krankenkassen zugrunde) „Burnout“ bei Hunderttausenden von Werktätigen verfestigt hat.

Memento Mori.

Schreiben Sie Ihre eigene Grabrede!
Für einen Klienten im Einzel-Coaching kann sich zur Beantwortung der Sinnfrage mit Blick auf sein Wirken in der Welt das Tool „Schreiben Sie Ihre eigene Grabrede!“ (dazu > hier ein Bericht der Kölnischen Rundschau) als eine heilsame Konfrontation erweisen. Was soll mein bester Freund an meinem Sarg im Kreis der Menschen, die mir (und denen ich) wichtig waren, über mich und mein Leben sagen: Er hat nie unter 70 Stunden in der Woche geschuftet? Die Kohle, die er gemacht hat, hat er in den 59 Jahren, die er gelebt hat, bevor ihn der Herzinfarkt ereilte, nicht verbrennen können?!“

Auch Kunst kann die Augen öffnen …
Auch durch die > Begegnung mit einem Kunstwerk kann es in einem Coaching – etwa in einem Kirchenraum beim Anblick eines Altarbildes oder im Museum bei der Betrachtung eines „Schwarzen Quadrats“ von Malewitsch – für den Klienten zu einer derartigen Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit kommen, welche mit einem Schlag die bisherige Perspektive in Frage stellt und nach einer neuen verlangt; in meinem > Beitrag „Kunstlebenskunst“ in Christopher Rauens (Hrsg.) Standardwerk „Coaching-Tools III“ ist die Methode präzise beschrieben.

Am Ende profitabler: Sense-Making statt Money-Making
Viel verlangt mag es da von einem Unternehmen sein, sich und seinen Mitarbeitern – nach Jahren oder Jahrzehnten unhinterfragten (und fragwürdigen) „Money-Makings“ plötzlich den Freiraum zu eröffnen, nach Sinn und Zweck und damit der Berechtigung, in einer tieferen Bedeutung des Wortes, des eigenen „Daseins“ am Markt zu fragen, um sich im Ergebnis von profitablem Bullshit zu trennen. Doch die offenbar gute Auftragslage von Brad White und seiner nun schon seit 23 Jahren erfolgreichen Unternehmensberatung Brighthouse mag durchaus Hoffnung machen, dass sich in Zukunft die Klärung des „Purpose“ bei der Definition der eigenen „U.S.P“ (siehe oben) immer mehr durchsetzt!

Eine besonders gute Nachricht
Die besonders gute Nachricht ist, dass Mitarbeiter eines Unternehmens, das vielleicht noch nicht so weit ist, nicht warten müssen, bis ihr Arbeitgeber „auf die Hufe kommt“, sondern sich selbst – um im Bild zu bleiben – aufs Pferd setzen und auf die Suche machen können nach dem, was für sie im Arbeitsleben am Ende Sinn macht.

Wenn ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser dieses Blogs, als Coach dabei ein verlässlicher Begleiter und Spurensucher sein dürfte, würde mich das ehrlich freuen – unter 02205 / 911 983 oder mobil 0176 / 830 53 101 erreichen Sie mich (oder doch zumindest meine Mailbox) jederzeit.

Die Aristoteles-Methode
Auf einer solchen Entdeckungsreise erkunde ich mit Ihnen ihre eigene Geschichte und mache sie (als gelernter Geisteswissenschaftler, der ich ja bin) unterwegs gern auch mit dem einen oder anderen Philosophen bekannt – zum Beispiel mit jenem Klassiker, auf dessen Lehren, verrät Brad White in seinem Interview mit der ZEIT, die ganze Methodik seiner Firma Brighthouse gründet: „Wir folgen Aristoteles‘ Philosophie, die man umschreiben kann mit: Wo deine Talente und die Bedürfnisse der Welt sich kreuzen, da liegt deine Berufung.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen (und bullshitarmen) Herbst mit jedenfalls reichlich Blattgold, falls Sie nicht stante pede einen Goldgräber engagieren wollen,
Ihr

Günter A. Menne


Günter A. Menne M.A. | Zertifizierter Senior Coach im Deutschen Bundesverband Coaching e.V.