Serie Coaching-Tools, Nr. 3: „Coaching durch Hunde“
Coaching boomt einfach tierisch – dabei gibt es eine echte Alternative…
Der Einsatz von Hunden im Therapiebereich ist ja weithin bekannt und auch anerkannt. Coaching durch Hunde ist jedoch – anders als Coaching mit Pferden, für Kunden aus dem gehobenen Management gerne kombiniert mit Übungen des „Sich Fallenlassens“ im Hochseilgarten – noch relativ unbekannt, aber ein echter Geheimtipp, wenn Sie mich fragen. Grund genug, mich im dritten Beitrag meiner Serie „Coaching-Tools“ in diesem Blog einmal mit dem Thema zu befassen. Allerdings von einem – ökonomisch betrachtet – altruistischen Standpunkt aus, denn meine These lautet: Wer selbst einen Hund hat, braucht keinen Coach!
Lassen Sie mich Ihnen erzählen, welche Erfahrungen mich in den letzten 25 Jahren als Hundehalter und Coach zu dieser selbstkritischen Annahme gebracht haben. Als meine Frau und ich uns einst mit der Frage befassten, welcher vierbeinige Gefährte wohl am besten zu der jungen Familie passen würde, da fiel die Wahl bald auf einen Airedale-Terrier, und zwar aus folgendem Grund. In einer der zahlreichen Hunde-Enzyklopädien, die wir in jenen Wochen in fast jeder freien Minute wälzten, fand sich schließlich der für uns entscheidende Satz: „Der Airedale-Terrier sieht Notwendiges ein.“
Der Moment existenzieller Gelassenheit
Und ich kann nur bestätigen, unsere Fenja hielt dieses Versprechen ihrer edlen Rasse bis zum Schluss: Stoisch nahm sie in gesegnetem Alter noch die eigene Einschläferung hin. Im Augenblick des sanften Hinübergleitens in eine bessere Welt aber entfuhr der treuen Genossin ein finaler Furz, und es war die achtsame Wahrnehmung dieses tierischen Moments existenzieller Gelassenheit, die mir zwar nicht die Erleuchtung brachte (das Phänomen der plötzlichen Erfahrung von Satori durch die Konfrontation mit banaler Wirklichkeit ist ja in zahlreichen Texten der Zen-Literatur beschrieben), doch immerhin zu tiefen philosophischen Einsichten verhalf. Dazu muss man wissen, dass meine Frau, die Kinder und ich mehr als eine Dekade lang solidarisch eine so üble Flatulenz mit dem geliebten Hund durchgestanden hatten, wie sie meines Wissens von niemandem je kunstvoller beschrieben wurde als von John Irving in seinem Roman „Hotel New Hampshire“, wo der Autor dem ewig furzenden Labrador „Kummer“ das literarische Denkmal seiner Art gesetzt hat, einer Art, zu der ohne jeden Zweifel auch unsere Airdale*in gehörte, die mich – also quasi zenmäßig – in allerletzter Sekunde eine große Wahrheit über das Leben lehrte: dass Kummer und Einsicht in das Notwendige leider häufiger als uns lieb ist miteinander einhergehen.
Durch Trauer hindurch zur Entscheidung – gegen alle Bedenken!
Nach einer angemessenen Phase der Trauer entschieden wir uns dann vernünftigerweise (so dachten wir jedenfalls) für einen robusten Mischling, den wir auf dem Internetportal „Hundepfoten in Not“ entdeckten und schon bald darauf aus dem Halbdunkel der pittoresk verdreckten Küche eines Kleinbauernhofs in Bergheim auf uns zu springen sahen. „Pina“, so nannten wir das wild tänzelnde Hundemädchen spontan, nachdem es unsere anfänglichen Bedenken ob seiner allzu eindeutigen Abkunft ausgerechnet von einem Labrador einfach hinwegfegt hatte, quasi in Bogen und Bausch. Mit Pina lernten wir im Laufe der Zeit den Typus der franziskanischen Hundeseele kennen, denn – das muss jetzt erzählt werden – unsere „Poverella“ hatte in einem bosnischen Kloster jenes Ordens im Stroh eines dazugehörigen Kuhstalls das Licht der Welt erblickt. In vielem tatsächlich bedürfnislos und von großer Einfalt, erwies sich Pina aber schon bald als verschlagen, ja von geradezu jesuitischer Gerissenheit, wenn es um die Beschaffung von – zusätzlichem – Futter ging…
Diese Erkenntnis erschütterte uns zunächst tief in unserem Glauben an das Gute im Hunde. Lange in böser Erinnerung bleibt da etwa jener Abend, an dem sie – wir waren nur einen Moment lang in der Küche abgelenkt – nach listig lautlosem Anschleichen in der Deckung zweier hochlehniger Stühle mit einem Satz auf den gedeckten Esstisch gesprungen war, um einen ganzen Käse mit nicht einmal zwei Bissen hinunter zu schlingen. Mit Schaudern erinnere ich mich auch an die Vernichtung einer vollen Schachtel von (mit Goldpapier umhüllten) Ferrero Rocher-Kugeln in einem Anfall von geradezu bischöflicher Gier. Dieser Hang zum Luxus –bei zugleich stets zur Schau getragener Demut – war Pina mit keinem Mittel auszutreiben. Uns blieb jedes Mal nur, den Schweinehund irgendwann wieder zu inthronisieren. Das taten wir nicht zuletzt in der immer wieder verspäteten Einsicht, dass wir es ja eigentlich hätten wissen müssen und besser aufpassen können: Was lagen der Käse (ich glaube, es war ein Limburger) und das Goldzuckerzeug auch einfach so in der Wohnung herum!
Entspannung durch Inspiration von ganz oben…
Die Lage entspannte sich erst – inspiriert durch Papst Franziskus, der im selben Jahr, in dem bei uns auf dem Esstisch das Malheur mit dem Käse passierte, das Problem Tebartz van Elst an der Lahn einfach dadurch löste, dass er dem eitlen Verschwender einen Koadjutor vorsetzte –, als wir auch unserer maßlosen Pina einen Zweithund zur Seite stellten, und zwar einen Mops. Diese uralte chinesische Rasse gilt vollkommen zu Recht als äußerst charakterfest und durch nichts zu kompromittieren. Außerdem hat ein Mops seine großen Augen praktisch überall, und sollte er doch einmal selbst in Versuchung kommen, dann verrät ihn sein Schnaufen und Röcheln (bedingt durch den genetischen Defekt der zu kurz gezüchteten Schnauze deren faltiger Rücksprung regelmäßig eine üble Stenose des Nasengangs zur Folge hat), bevor überhaupt ein Unglück passieren kann. „Man kann ohne Mops leben, doch es macht keinen Sinn“ – wer kennt sie nicht, diese Einsicht von Loriot, dem himmlischsten aller Humoristen und Hundekenner? Uns wurde sie, nach allem, glückhaft zur späten Gewissheit.
Inzwischen sind die Kinder längst aus dem Haus, doch ihre tierischen Freunde von einst erziehen uns elterliche Nesthocker weiter zu Gleichmut und Heiterkeit, allein durch ihre Präsenz – besser (wenn auch, aufs Ganze gesehen, nicht eben preiswerter) als jeder Coach! Derweil werden wir außerdem älter und bemerken dankbar: Hunde geben einen starken Schutz sogar gegen drohende Verzweiflung, im Großen und Kleinen – so wie sie schon Thomas Mann vor solcher Unbill bewahrten, der einen seiner vier Hunde, den Mischling „Bauschan“ mit der literarischen Schilderung seiner Erlebnisse mit diesem Gefährten in der Erzählung „Herr und Hund“ (Untertitel: „Ein Idyll“) auf das Zärtlichste verewigt hat. Mein eigenes Leben mit Hunden hat mich vor allem dies gelehrt: mit einem Hund an deiner Seite ist fast jeder Kummer ein Furz!
Worauf Kunden bei der Wahl eines Coaches in jedem Fall achten sollten
Wer nun aber keinen Hund hat (oder haben kann, aus welchen traurigen Gründen auch immer), der mag in persönlichen oder beruflichen Krisen – das eine hängt mit dem anderen recht häufig zusammen, und ohne Hund sind solche Krisen ja praktisch vorprogrammiert – doch einmal in die Verlegenheit kommen, einen Coach zu brauchen. Diese Lösung ist zwar alles andere als ideal, doch immerhin ein möglicher Weg. Kunden sollten in dem Fall auf eine professionelle Qualifikation achten: Im Idealfall hat wenigstens der Coach einen Hund; falls Sie jemals den Film „The Best Exotic Marygold Hotel“ und darin die folgende Szene gesehen haben, wissen Sie, was ich meine: Mit den Worten „Lassen Sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!“ stürzt der junge Hotelier zu dem am Boden liegenden greisen Gast und versucht sich an einer Mund-zu-Mund-Beatmung…
Ansonsten mögen eine solide Expertise, viel Erfahrung, wenig Tool-Gläubigkeit, dazu erstklassige Referenzen und nicht zuletzt die Befähigung genügen, die Dinge in einem Coaching mit Ernst und Humor aus einer gewissen Distanz heraus zu betrachten, um eine gute Grundlage für eine gedeihliche Zusammenarbeit bieten.
In diesem Sinne, herzlich
Ihr
Günter A. Menne
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Günter A. Menne M.A. | Zertifizierter Senior Coach im Deutschen Bundesverband Coaching e.V.